Schlagwörter wie „Industrie 4.0“ oder „new work“ tauchen mittlerweile fast immer auf, wenn von der Weiterentwicklung der Arbeit gesprochen wird. Ohne Digitalisierung geht nahezu nichts mehr: Von der Pflegedokumentation auf einem Mini-Notebook über die Kundengewinnung im Internet bis zur Besprechung mit Geschäftspartnern funktioniert alles überwiegend digital – auch betriebliche Veranstaltungen finden virtuell statt, zum Beispiel als Online Weihnachtsfeier. Durch die Beschränkungen während der Corona-Pandemie erhielt diese Entwicklung nochmal einen kräftigen Schub, da selbst skeptische Arbeitgeber nun gezwungen waren, ihre Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken. Dieser Beitrag zeigt auf, wie sich die Arbeitswelt verändert hat.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Vor der Pandemie waren Arbeitgeber nicht um Gründe verlegen, die sie anführen konnten, um ihren Mitarbeitern den Wunsch nach mobiler Arbeit zu verwehren. Die Leistung würde sinken, der Zusammenhalt im Team nachlassen und Arbeitnehmer dem Generalverdacht des Faulenzens unterworfen. Die in Deutschland vorherrschende Präsenzkultur wurde bereits 2015 kritisiert, da die Unternehmen viel Potenzial verschenken. Studien aus diesem Zeitraum zeigen, dass Arbeitnehmer im Büro weniger produktiv sind als zu Hause. Statt ihre Aufgaben zu erledigen, surfen viele privat, tratschen mit den Kollegen oder schlagen ihre Arbeitszeit auf andere Weise tot. Im Vergleich zur Präsenzarbeit ist Heimarbeit laut der Universität Stanford um 13 Prozent effektiver.
Ferner übersehen Arbeitgeber, dass eine Regelung für freiwilliges Homeoffice die Loyalität zum Unternehmen und die Zufriedenheit mit dem Arbeitsverhältnis steigert. Immerhin äußerten 80 Prozent der Befragten in einer Studie den Wunsch, räumlich und zeitlich flexibler arbeiten zu dürfen. In der vorgenannten Stanford-Studie zeigte sich, dass Arbeitnehmer mit Homeoffice-Option nur halb so oft kündigen wie ihre Kollegen, die zur Daueranwesenheit verpflichtet waren. Wenn Arbeitgeber sich wirklich Sorgen um den Teamzusammenhalt machen, können sie der gesamten Belegschaft durch eine Online Weihnachtsfeier ein gemütliches Zusammensein ermöglichen, das zusammenschweißt.
Entgrenzung als Problem
Mitarbeitern, die nicht jeden Werktag im Büro erscheinen, wird in Deutschland gern mangelnde Leistungsbereitschaft unterstellt. Auch dieses Argument ist hinfällig, da wissenschaftlich bewiesen wurde, dass Arbeitnehmer im Homeoffice mehr Überstunden machen. Das kann für die Gesundheit jedoch nachteilige Folgen haben. Schaffen es Mitarbeiter nicht, sich selbst zur Einhaltung des Feierabends zu verpflichten, überarbeiten sie sich eher als ihre Kollegen, die eine klare räumliche Trennung zwischen Arbeit und Freizeit erleben. Hier gilt es, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und feste Grenzen einzuhalten.